KLASSENTREFFEN

15 jahre nach dem abitur... die sechs waren in der schulzeit oft und viel zusammen, alle waren sie schon damals mehr oder weniger pummelig, manche nannten sie die „dicken“ freundinnen.

nun, über die jahre - studium und ausbildung, beruf und familie - hatten sie sich aus den augen verloren. um so gespannter und aufgeregter waren sie, als nach fünfzehn jahren erstmals wieder ein abi-treffen organisiert wurde. und jede der sechs hatte ein wenig bammel, jede aus dem selben grund: ich bin ganz schön rund geworden... und die anderen?

als sie sich dann sahen, war es unendlich erleichternd: alle sechs 'dicken’ freundinnen waren ihrem namen treu geblieben, vielmehr waren ihm erst richtig treu geworden: sechs prachtvolle runde dicke frauen, die sich da zusammen fanden und lange in die nacht hinein feierten. und sich danach noch oft trafen




judith d.

....damals schon groß und stattlich,
heute groß, stattlich und breit:

„ich habe dann ja biologie studiert, manche von euch wissen das ja noch. und bald thorsten geheiratet. wir haben vier kinder – naja, das ist nicht spurlos an mir vorübergegangen.

thorsten hat bei jeder schwangerschaft gemeint, ich müsse ja jetzt für zwei essen... ich bin seiner aufforderung gerne gefolgt... . und er liebt jedes gramm an mir. sind ja auch nicht wenige!“




sabine k.

bis zum abi eine eher ruhige, fast schüchterne zeitgenossin – heute immer noch ruhig, aber sehr kernig und gerade:

„ihr habt es wahrscheinlich mitbekommen, dass ich damals mit meinem körper nicht gut zurecht gekommen bin. ich habe meine zeit gebraucht, um mich so zu akzeptieren, wie ich bin.

aber jetzt – ironie des schicksals! – arbeite ich bei dem großen versandhaus und mache das marketing für die übergrößenmodelle... das ist ein wachsender markt, kann ich euch nur sagen. und mir macht’s total spass!“




wiebke w.

....klug, gescheit – und nie auf den mund gefallen:

„wisst ihr noch, wie wir damals immer über die dicke mehldorn gelästert haben. an die hab ich oft denken müssen... wie die damals, so vielleicht in der 11. oder 12. klasse einmal gesagt hat: ich esse halt für mein leben gern schweinebraten, da werde ich nie schlank’ – wir haben uns den mund über sie zerrissen.

aber insgeheim fand ich das toll... die war nicht mainstream. na, und heute bin ich selbst lehrerin. und dick! ... ob die schüler über mich lästern? ich glaube, viele schätzen mich. und bei denen, die lästern – wer weiß, vielleicht geht es dem einen oder der anderen so wie mir damals ...?!“




bärbel l.

...war schon immer ein mittelpunktsmensch und war schon immer sehr dick:

„diät – hab ich nie daran gedacht. es gab nur ganz wenige zeiten, in denen ich mich nicht wohl gefühlt habe in meiner haut. es kommt halt total auf die innere einstellung an. und ich habe mein leben immer voll genossen! und das strahlt auch aus – also mit männern hatte ich nie probleme, du, da gibt’s einen richtigen markt, wenn du das erst mal checkst. da bist du als dicke heiß begehrt. und das habe ich ausgelebt.

naja, jetzt wäre es langsam mal an der zeit, etwas ruhiger zu werden. aber mr. right ist bei all den männern noch nicht dabei gewesen. aber was soll’s – wir sind ja noch jung!“




nicole w.

...damals schon eine schlemmerin, die immer wieder die ganze runde zum essen eingeladen hatte:

„Naja, ihr wisst ja, ich habe nicht studiert. bin mir da immer ein bißchen dumm vorgekommen. aber die hotelfachausbildung war das, was ich wollte. jetzt haben wir ja seit einigen jahren die goldene ganz in unterfarrenbach übernommen – und das geschäft brummt.

ich hatte es ja nie so mit der leichten küche, im gegenteil, ich lange ja immer sehr gern und sehr kräftig zu... jetzt haben wir seit ein paar jahren ganz bewusst schlemmerwochen im programm, unser 'genußprogramm für dicke und die es werden wollen’, wie wir das immer mit einem augenzwinkern nennen.

ich sage euch, das ist der absolute trend, die rennen uns die bude ein... das ist, wie wenn wir ihnen die erlaubnis geben, endlich so zu leben, wie sie eigentlich leben wollen!“