RUNDE WISSENSCHAFTLERINNEN


die physikerin

sie ist physikerin. mittlerweile promoviert. eine der ganz wenigen frauen in einer männerdomäne. immer schon fasziniert von dem, was die welt im innersten zusammenhält, arbeitet sie an bestimmten mathematischen modellen, die möglicherweise einen beitrag zur vereinheitlichung von quantentheorie und allgemeiner relativitätstheorie leisten. gleichwohl interessiere sie auch, so sagte sie vor kurzem in einem interview, alles, was leib und seele zusammenhält. und das aufrunden, so ergänzt sie, habe sie immer schon mehr interessiert als das abrunden, nicht nur bei den natürlichen zahlen.




die meeresbiologin

sie ist meeresbiologin und arbeitet an einem forschungsprojekt zur beobachtung der veränderungen der tiefenströmungen der weltmeere. zur meeresbiologie sei sie über ihr faible für wale und andere großsäuger der meere gekommen. ja, das habe schon immer auch mit ihrer eigenen figur zu tun gehabt. und die verbundenheit mit jenen wunderschönen und geheimnisvollen lebewesen habe ihr sehr geholfen, nach und nach ein gutes und inniges verhältnis zu sich selbst und ihrem schweren körper zu bekommen...




die volkswirtin

sie ist volkswirtin und berechnet gerade mit kollegen verschiedene szenarien zur finanzierung eines bürgergehalts, einer erwerbsarbeitsunabhängigen mindestversorgung. dabei interessiert sie und ihr team vor allem die anreizwirkungen, die von bestimmten settings ausgehen, anreizwirkungen für die empfänger wie für die geber von transfers. sie habe früher wohlfahrtsökonomie immer konstruktiv missverstanden, sagt sie: wie kann ich etwas für die gesellschaftliche wohlfahrt so tun, dass es anderen ebenfalls gut geht und mir immer besser. die begriffe prosperität, markträumung und sättigung hätten für sie durchaus einen erotischen klang.




die historikerin

sie ist historikerin und seit einigen jahren leiterin der museumspädagogischen abteilung eines renommierten kunstmuseums. ihr liegt bei den führungen durch die skulpturenabteilung daran, die kinder und jugendlichen auf die üppigen formen etlicher statuen hinzuweisen, wie sie – durch alle zeiten hindurch – die künstler immer wieder inspiriert hätten. die diskussion um diät- und schlankheitswahn ergebe sich daraufhin oft von selbst, wobei, wie sie hinzufügt, ihre eigene körperpräsenz diesen transfer nicht unerheblich unterstütze.